Religionsgemeinschaft des Islam
Landesverband Baden-Württemberg e.V.

 

Unsere Themen: Islam - Interreligiöser Dialog - Projekte - Informationen über Muslime in Deutschland/Baden-Württemberg

 
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Erbauliches, lehrreiche Geschichten und Anekdoten aus oder zum Islam
 
 
 

Der Löwe und der Wolf

Ein Sufibruder zieht durch das Land. Da beobachtet er, wie ein Löwe einem kranken, verletzten Wolf, der unter einem Baum lag, Futter herbeibringt.

Oh Allmächtiger Gott,” sagt er. So versorgst du deine Geschöpfe, die dir ergeben sind.

Er überlegte sich: „Warum soll ich ständig auf Wanderschaft sein und die Menschen um Nahrung bitten, wenn doch Gott der wahre Nahrungsgeber ist?

Und sogleich ließ er sich ebenfalls unter einem Baum nieder. Voll Gottvertrauen erwartete er nun die göttliche Versorgung. Er wartete einen Tag, er wartete zwei Tage. Sein Hunger wurde immer größer, doch kein Essen viel vom Himmel.

Am dritten Tag schickte Gott ihm einen Engel. Dieser brachte ihm die folgende Botschaft:

»Bei Gott ist der Löwe der Angesehenere, weil der Gebende immer über dem Nehmenden steht. Wenn du Ansehen bei Gott willst, dann: Werde Löwe! «

(Natürlich hatte der Engel auch köstliches Essen für ihn mitgebracht.)

nacherzählt aus dem Türkischen

Unser Nasreddin Hodscha

In dem Zeitalter, da unser Hodscha lebte, war es bei den Theologiestudenten Brauch, während der Ferien in den Dörfern zu predigen und von den Gläubigen Geld- und Sachspenden für ihr Studium zu erbitten. So tat es auch unser Hodscha. In einer seiner Predigten hatte er auch Christus erwähnt, der im vierten Himmel seine Wohnstätte habe. Als er im Begriff war, die Moschee zu verlassen, trat eine alte Frau an ihn heran.

»Eine Stelle in deiner Predigt lässt mich einfach nicht los, verehrter Hodscha«, sagte die Frau. »Du sagtest, Christus - über ihm sei das Heil! - wohne im vierten Stock des Himmels. Ich möchte, mein Teuerster, wissen, wovon er dort lebt, was er isst und trinkt?«

Diese Frage erboste unseren Hodscha.

»O du vorwitziges und pflichtvergessenes Weib! Bereits ein Monat ist vergangen, seitdem ich in euer Dorf gekommen bin. Nicht an einem einzigen Tag habt ihr euch Gedanken gemacht, wovon der arme Hodscha wohl leben mag, was er isst und trinkt. Und jetzt bist du vermessen genug, dich bei mir nach einer gewaltigen, heiligen Person zu erkundigen, die im vierten Himmel an der ewig gedeckten Tafel sitzt und dort schwelgen kann!«

aus:
Wer den Duft des Essens verkauft
Rowohlt-Verlag
 

Ein Baum erzählt

Ganz zu Anfang war ich ein winziges Samenkorn. Das setzte man ins Erdreich, begoss es von Zeit zu Zeit und schützte es vor Hitze und Kälte. Niemand aber sah, was in meiner finsteren Behausung mit mir passierte. Irgendwann gelangte ich dann in Gestalt eines zarten Setzlings ans Tageslicht. Eine Zeitlang blieb ich ein kleines Bäumchen, das man hegte und pflegte und vor üblem bewahrte. Dann aber begann ich zu wachsen, Äste und Zweige auszustrecken, zu blühen und schließlich herrliche süße Früchte zu tragen.

Ich bin zwar nur ein Baum, doch bringe ich großen Nutzen: die Menschen lieben meine köstlichen Früchte und den belebenden Duft meiner Blüten. Aus diesen wiederum ziehen die Bienen den Honigseim. Zwischen meinen Ästen und Zweigen bauen die Vögel ihre Nester, wo sie Schutz vor Witterungsunbilden finden und ihre Jungen aufziehen. Mit ihrem lieblichen Zwitschern und Singen danken sie mir und erfreuen die Menschen, die in meinem Schatten Rast machen. Meine trockenen Zweige verwendet man zum Feuermachen. Wer mich zur Unzeit fällt, oder mich nicht schützt, der richtet großen Schaden an!

Zu allen Zeiten war ich mit allem was ich habe den Menschen von Nutzen: aus den Hohlräumen in meinem Stamm nahmen sie den Honig der wilden Bienen; mit meinem Holz entzündeten sie das wärmende Feuer; die Kohlelager des Carbonzeitalters habe ich gelegt; ich war das Baumaterial ihrer Häuser, ihrer Möbel. Schiffe, Flugzeuge, Eisenbahnwaggons baute man früher aus meinem Holz. Verständige Leute wissen, dass man ohne mich einfach nicht auskommt. Ja, unzähligen Nutzen hat die Menschheit von mir. Ich aber weiß, dass ich all dies nur der Gnade Gottes zu verdanken habe. Er ist es, der mich erschuf. Er ist es, der mein Dasein so sinnvoll macht. Wie undankbar wäre es, wollte ich das nicht erkennen!

O mein Gott, der du mich aus einem winzigen Korn zu dieser Bedeutung hast gelangen lassen! Du bist erhaben über jedem und allem. Du bist allmächtig. Du hast mich erschaffen. Du hast mir all dies Schöne gegeben. Du hast mir die Gnade so großen Nutzens gewährt. Du bist der einzige Gott. Niemand ist der Anbetung würdig außer dir. Dein Name sei gepriesen!

aus:
Isam lernen Islam leben
Ahmet Hamdi Akseki
(übers. Achmed Schmiede)
 

Leben nach der Geburt

Es waren einmal drei. Einer von diesen ist der kleine Gläubige, einer der kleine Zweifler und einer der kleine Skeptiker.

Der kleine Zweifler fragt:
Glaubt ihr eigentlich an ein Leben nach der Geburt?

Der kleine Gläubige:
Ja klar, das gibt es. Unser Leben hier ist nur dazu gedacht, dass wir wachsen und uns auf das Leben nach der Geburt vorbereiten, damit wir dann stark genug sind für das, was uns erwartet.

Der kleine Skeptiker:
Blödsinn, das gibt es doch nicht, wie soll denn das überhaupt aussehen, ein Leben nach der Geburt?

Der kleine Gläubige:
Das weiß ich auch nicht so genau. Aber es wird sicher viel heller als hier sein. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen.

Der kleine Skeptiker:
So ein Quatsch! Herumlaufen geht doch gar nicht. Und mit dem Mund essen, so eine komische Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Außerdem geht das gar nicht, dass es ein Leben nach der Geburt gibt, weil die Nabelschnur ja jetzt schon viel zu kurz ist.

Der kleine Gläubige:
Doch, es geht bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders.

Der kleine Skeptiker:
Es ist noch nie einer zurückgekommen von nach der Geburt. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende. Und das Leben ist eine einzige Quälerei. Und dunkel.

Der kleine Gläubige: Auch wenn ich nicht so genau weiß, wie das Leben nach der Geburt aussieht, jedenfalls werden wir dann unsere Mutter sehen.

Der kleine Skeptiker:
Mutter?! Du glaubst an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?

Der kleine Gläubige:
Na hier, überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein.

Der kleine Skeptiker:
Ach hör doch auf! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas gemerkt, also gibt es sie auch nicht.

Der kleine Gläubige:
Manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören... oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt. Ich glaube auf jeden Fall, dass unser eigentliches Leben erst dann beginnt...

nach Henri Nouwen

Aus der Mystik

 

Wenn jemand von einem anderen Gutes sagt, wendet sich das Gute zu ihm zurück, und in Wirklichkeit ist dieses Lob für ihn selbst. Er ist ähnlich wie jemand, der um sein Haus einen Rosenhag und Duftkräuter pflanzte; wann immer er hinsieht, erblickt er Rosen und Duftkräuter und ist ständig im Paradies. Wenn er sich angewöhnt hat, gut von anderen zu sprechen, sprechen die anderen auch gut von ihm. Wenn er Gutes von jemandem sagt wird der sein Freund; und an einen lieben Freund zu denken ist wie Rosen und Rosenhag, Dufthauch und Rast. Aber wenn er schlecht von jemand spricht, dann erscheint er diesem verhasst - wenn er an ihn denkt, und sein Bild ihm erscheint, ist es, als ob eine Schlange oder ein Skorpion, ein Dorn oder eine Distel vor seinen Augen erschienen sei.

Nun, wenn du Tag und Nacht Rosen und Rosengärten und die Wiesen von Iram sehen kannst, warum gehst du inmitten von Dornbüschen und Schlangen umher? Liebe alle, damit du immer unter Rosen und in einem Garten weilst.

Dschalaludin Rumi

 

Welch wunderbarer Schöpfer ist mein Herr!

Und über alle Wahl verfügt mein Herr!

Und alle Großen haben es gesagt:

dass größer doch als alles ist mein Herr,

der nichts bedarf, von niemand etwas braucht,

und niemandem verpflichtet ist mein Herr.

Der Schöpfer Er geschaffner Dinge all,

und Hörer jeden Wortes ist mein Herr.

Kein Gleiches und kein Gleichnis gibt’s für Ihn:

der wahre Duft, Duftspender ist mein Herr.

Was in der Welt, im Jenseits sei gebaut -

der Architekt von allem ist mein Herr.

Der die noch nicht geschriebenen Seiten liest,

der was geheim ist, kennt - das ist mein Herr.

Vom Inneren, vom Äußeren hat Kunde

und von dem, was dazwischen ist, mein Herr.

In Seinem Reich hat Er Gefährten nicht,

ein Fürst ist, ohne Partnerschaft, mein Herr.

Dass Einer Er ist, ist kein Mangel doch:

in Einheit ist die Fülle ja mein Herr.

Man braucht nun keine andre Freundschaft mehr,

der wahre große Freund, es ist mein Herr.

Was brauch ich Ihn zu suchen anderswo?

In meinem Haus, an meiner Brust: mein Herr!

Er ändert und Er wandelt niemals sich,

in Ewigkeit bleibt Er sich gleich, mein Herr!

Rahman Baba

 

Der Meister des Khalvati-Ordens in Istanbul suchte nach einem Nachfolger. Er sandte seine Jünger aus, um Blumen zu bringen, damit das Kloster geschmückt werde. Alle kehrten mit großen Sträußen zurück, nur einer brachte ein kleines verwelktes Blümchen. Gefragt, ob er denn nichts gefunden habe, was seines Meisters würdiger sei, antwortete er: „Ich sah, dass alle Blumen damit beschäftigt waren, Gott zu preisen. Wie konnte ich sie stören? Nur eine sah ich, die hatte gerade ihr Gottgedenken beendet, und die habe ich mitgebracht.” Er wurde zum Nachfolger des Meisters ernannt.

aus dem Türkischen

 

Eine Antwort Jesu

Eines Tages gossen einige Leute Schmähungen über Jesus aus, als er durch ihren Stadtteil ging.

Aber er antwortete, indem er in ihrem Namen Gebete sprach. Jemand sagte zu ihm: „Du hast für diese Menschen gebetet; fühltest Du denn keinen Zorn gegen sie?

Er antwortete: „Ich konnte nur das ausgeben, was meine Börse enthielt.

Attar von Nischapur

 

Er war an keinem anderen Ort

Das Kreuz und die Christen erforschte ich, landauf, landab. Er war nicht am Kreuz. Ich ging in den Tempel der Hindus, zur alten Pagode. Ich fand dort kein Zeichen von Ihm. Ins Hochland von Herat wanderte ich, und nach Kandahar. Ich schaute mich um. Nicht auf der Höhe, noch auf der Ebene sah ich Ihn. Entschlossen bestieg ich den Gipfel des (sagenhaften) Berges Kaf. Dort fand ich nur die Wohnstatt des (legendären) Vogels Anqa. Ich ging zur Kaaba nach Mekka. Er war nicht dort. Ich fragte Avicenna, den Philosophen, nach Ihm. Er war jenseits Avicennas Fassungsvermögen ... Ich schaute in mein eigenes Herz. Dort, an seinem Platz, entdeckte ich Ihn. Er war an keinem anderen Ort.

Dschalaludin Rumi


02.01.2004
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