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Saddams langer Arm
Umm Kasr - "Das
irakische Volk wird immer in Angst leben, bis Saddam Hussein tot ist",
sagte ein Iraker, der als Maschinist auf einem Schlepper im Hafen von Umm Kasr
arbeitet. Seinen Namen will er im Gespräch mit der Online-Ausgabe des
britischen Nachrichtensenders BBC nicht sagen.
Erst recht mag der Mann
sein Gesicht nicht in eine Kamera halten - aus Furcht, Saddams Schergen könnten
ihn erkennen. "Die Leute, die sich vor Fernsehkameras in Safwan geäußert
haben, die es gewagt haben, über Saddam zu sprechen, die die Ankunft der
Amerikaner gefeiert haben - die sind jetzt tot", erzählte er. Spitzel
des Regimes in Bagdad seien wohl immer noch überall unterwegs, und deswegen
wolle niemand an der Seite der Invasoren gesehen werden. Man wisse nie, wer zu
Saddams Geheimdienst gehöre. "Wenn ich es schon nicht sagen kann, wie
sollen denn die Briten sie finden? Sie können einfach zu dir nach Hause
kommen und dich umbringen", sagte der Mann.
Der Inbegriff des
Grauens ist für viele Iraker Saddams berüchtigtes Abu-Ghraib-Gefängnis in
Bagdad. Seit 1989 wurden dort Tausende von Häftlingen bei Massenhinrichtungen
exekutiert. Angeblich werden dort ganze Familien inhaftiert, und Mütter vor
den Augen ihrer Kinder gefoltert. Von den unmenschlichen Zuständen, die auch
jetzt noch in Saddams Horror-Haftanstalt herrschen, berichtete eine fünfköpfige
Gruppe nun in der britischen "Times". Vier Journalisten und ein
Friedensaktivist wurden eine Woche lang in dem Gefängnis eingesperrt und
derart eingeschüchtert, dass sie um ihr Leben fürchten mussten. Angeblich
seien sie mit unkorrekten Visa eingereist. Einer der Journalisten, der
britische Auslandskorrespondent Matt McAllester, berichtete der Zeitung, es
seien nachts andere Zelleninsassen aus dem Raum geschleppt und gefoltert
worden. "Wir konnten die Schreie hören, vor allem in der Nacht."
In der inzwischen von
Briten kontrollierten Hafenstadt Umm Kasr indes trauten sich viele Menschen
nicht, wieder zur Arbeit zu gehen, erzählte der irakische Maschinist der BBC.
"Sie fürchten, im Hafen gesehen zu werden, fürchten, dass der Krieg
nicht gewonnen wird, und dass dann Saddam zurückkommt, um sie zu holen",
berichtete das Crewmitglied. Wenn der Krieg zu einem Fehlschlag für die
Alliierten werde, müsse er wohl fliehen, denn er habe unter den Briten
gearbeitet. "Wenn du dich gegen Saddam stellst, wirst du
umgebracht."
"Ich will nur die
Freiheit, mein Leben zu leben", sagte der Mann aus Umm Kasr. Unter Saddam
seien sie gezwungen worden zu wiederholen, was er ihnen sagte, "als ob
das die Wahrheit gewesen wäre". In seiner Heimatstadt sind - wie
anderswo im Irak auch - inzwischen viele Saddam-Gemälde mit Farbe überpinselt.
Wer das war, weiß der Maschinist nicht. "Vielleicht hassen ihn alle
Iraker. Jeder Iraker, der einen guten Job haben wollte, musste in die
Baath-Partei eintreten, aber in ihren Herzen haben sogar diese Leute ihn
gehasst." |
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