Religionsgemeinschaft des Islam
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Neue Einsichten durch Betrachtung des historischen Kontextes:

 Abraham und das Ende der Menschenopfer

Wider den Selbstmordattentätern
bis hin zu Impulsen für eine Theologie der Integration

Christen, Muslimen, Juden - allen ist, nach dem Glauben an den einen Gott, Abraham gemeinsam. In ihm sehen und finden wir die gemeinsamen Wurzeln.

Darum kommt ihm im Dialog und Miteinander der Religionen eine besonders hohe Bedeutung zu.

Abraham bildet ein wesentliches Zentrum im Islam. Er wird im Koran als der Prototyp des Gottergebenen, Gläubigen beschrieben, als ein wahrer Muslim. Muslim heißt ja auf deutsch Gottergebener, gläubiger Mensch.

Abraham kam in einer Zeit auf die Welt, vor ca. 3500-4000 Jahren, in der Aberglaube und Willkür das Volk beherrschte. Er ließ sich jedoch nicht beirren und bis heute ist uns Abraham ein Beispiel und Vorbild im Glauben und in der Ausrichtung im Leben in einer Hingabe an den einen barmherzigen und gerechten Gott.  

Im Koran Sure Nisa, Vers 125, heißt es:

„Und wer hat eine schönere Religion als der, der sich völlig Gott hingibt und dabei rechtschaffen ist und der Glaubensrichtung Abrahams, als Anhänger des reinen Glaubens folgt? Gott hat sich Abraham ja zum Vertrauten genommen.”

Mit Abraham verbindet uns als Muslime, Christen, Juden ebenso die Überlieferung des Sohnopfers und diese ihm von Gott auferlegte Prüfung.

Es fällt den Menschen oft schwer zu begreifen, warum Gott so eine schwere Prüfung von einem Menschen abverlangte. Und im Koran steht zur Prüfung Abrahams auch noch so ein Satz: „So belohnen Wir die Frommen ....”  (Sure 37, 102-113)

Eine Erklärung für diese Prüfung und die Weisheit Gottes, die damit verbunden ist, erschließt sich im Lichte des historischen Kontextes, wenn wir dabei die Funktion der Gottesgesandten bedenken, dass Gott durch sie Zeichen setzt gegen Barbarei, Tyrannei, Ungerechtigkeiten und Unsitten.

Es ist bekannt, dass bei manchen semitischen Völkern in dieser Zeit bis in die späteren Jahrhunderte hinein,  wie z.B. bei den Phöniziern, es grausame Sitte war in ihren Zeremonien Menschenopfer insbesondere die eigenen Kinder und Söhne, das Liebste auf der Welt, das man hat, den Götzen zu opfern, um ihre Gunst zu gewinnen.

Dass diese Vorstellungen des Opferns der eigenen Söhne vorhanden waren, zeigt beispielsweise auch, dass Abdulmuttalib, der Großvater Muhammeds a.s., als er in bedrängnisvoller Situation war, den Schwur tat, wenn er zehn Söhne bekommen sollte, er einen davon opfern wollte. Jedoch, als es dann soweit war und er Abdullah opfern sollte, brachten ihn die Kureisch dazu, einen Ausweg zu suchen, damit solche Sitte nicht wieder um sich griffe. ...      

Nun wird uns durch die Prüfung Abrahams und seines Sohnes gezeigt: Gott ist der wahre einzige Gott. Ihm gebührt das höchste Opfer. Aber er ist der Barmherzige der Barmherzigen. Deshalb sollte Abraham a.s. nicht wirklich seinen Sohn opfern, sondern statt dessen einen Widder bzw. ein Opfertier.

Mit Abraham hat Gott ein Zeichen gesetzt gegen das Menschenopfer. 

Mit diesem Hintergrund sind es nicht nur die Muslime, die ihr alljährliches Opferfest, an dem sie der Prüfung und Gottergebenheit Abrahams gedenken, neu schätzen können, indem sie sich ob der erwiesenen Barmherzigkeit Gottes selbst ihrer Barmherzigkeit den Mitmenschen  gegenüber erinnern und den diesbezüglichen Bräuchen neue Impulse geben. 

Es gibt auch unter den christlichen Gläubigen nicht wenige, die, nachdem sie diese Sinndeutung hörten, sehr dankbar sagten: „Endlich ist bei mir das Bild eines grausamen Gottes weg!“

In Grußworten, bei interreligiösen Begegnungen und Fortbildungen bis hin zu Dankesreden hat dieses Erklärungsmuster der Abschaffung des Menschenopfers durch Abraham Eingang gefunden und Übertragungen erfahren - beispielsweise als Beleg und Indiz der Verneinung von Selbstmord-Attentaten im Islam: Gott will keine Menschenopfer. Er will nicht das Opfern der eigenen Kinder.   

Der Integrationsbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen Dr. Klaus Lefringhausen, der vom Islam-Archiv Deutschland den Medienpreis 2003 verliehen bekam, führt in seiner Dankesrede unter dem Leitmotiv „Impulse für eine Theologie der Integration“ aus[1]:

„Eine weitere Insel des Verstehens könnte die Erinnerung an die religionsgeschichtliche Wende sein, die Abraham mit der Abkehr vom Menschenopfer eingeleitet hat. Seit Abraham gibt es auch für Menschenopfer im übertragenen Sinne keine gewissensmäßige Entlastung mehr.
Der Mensch ist weder Religionen noch Ideen oder Ideologen untertan. Seine Würde ist nicht auf dem Altar höherer Zwecke zu opfern, nicht mit Rassenwahn, nicht dem geostrategischen Kampf der Kulturen und nicht dem Abschreckungsverhalten derer, die die Sogwirkung Deutschlands auf Flüchtlinge und andere Migranten eindämmen wollen.
Es wird auch niemand die Zukunft seiner Kinder einer Lernverweigerung, die sich auf Rechtgläubigkeit beruft, opfern dürfen.“

Auf den Zusammenhang zwischen dem Sohnopfer Abrahams und dem Kult von Menschenopfer in der damaligen Zeit verweist erstmalig unsere Publikation „Abraham aleyhisselam, der Gesandte Gottes“, Nr. 3 aus der Schriftenreihe Neuer Horizont, erschienen beim Basis-Verlag, Stuttgart, 2000; [ISBN 3-931290-09-3]

Wir arbeiten daran, dass wir Ihnen auf unseren Seiten demnächst weitere Auszüge aus diesem Buch vorstellen können.

RG des Islam LV BaWü
Stuttgart, 2.7.2004

[1] Moslemische Revue, Heft 4, Okt.-Dez. 2003

Hannibal, der Phönizier
Gehörte er zu den Nachfahren des Volkes Abrahams?
Menschenopferkult bei den Azteken
Auch sie hat das Schlachten von Menschen für die Götter nicht vor dem Untergang bewahrt. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
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Abraham
aleyhisselam
der Gesandte Gottes
S 136; 5,-€
zu beziehen bei:
 
 
Basis-Verlag,
Gaisburgstr. 10A
70182 Stuttgart
basisverlag@web.de

 

 
     

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